Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 - Druckversion +- Corvetteforum Deutschland (https://www.corvetteforum.de) +-- Forum: Technikforen (https://www.corvetteforum.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Allgemeines Technikforum (https://www.corvetteforum.de/forumdisplay.php?fid=7) +--- Thema: Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 (/showthread.php?tid=70576) |
Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 - TurboRoger - 27.04.2013 Immer mehr Prüfstände geben die gemessenen Leistungen nicht mehr nach der veralteten Din-Norm 70020 an, sondern nach der heute üblichen EWG 80/1269. Warum braucht man überhaupt eine Norm und worin liegt der Unterschied ? Die Leistung eines Verbrennungsmotor verändert sich hinsichtlich Temperatur, Luftdruck, und Feuchte aufgrund des Gasanteils. Basierend darauf, dass sie sich proportional mit der Luftdichte verändert, müsste sie nach dem idealen Gasgesetz auch proportional zum Umgebungsdruck und umgekehrt proportional zur Luftansaugtemperatur sein. Dichte = p / ( R x T) mit R ~ 287 J / (kg x K) Will man für einen Motor eine Leistung angeben, ist es erforderlich diese im Hinblick auf die geltenden klimatischen Tagesbedingungen zu betrachten. Möchte man andererseits Leistungen untereinander vergleichen, braucht man eine gemeinsame Bezugsebene mit fest definierten Umweltbedingungen. Hierfür gibt es die Din Norm oder neuerdings die EWG Norm. So hat man bei der alten Din 70020 Norm 20° Luftansaugtemperatur und Normalluftdruck 1013 hpa. Bei der neueren EWG 80/1269 sind es 25° C und 990 hpa (1000 hPa ?) Nehmen wir als Beispiel mal einen LS3 Motor mit 436 PS nach alter Din Norm. Der hätte nach der EWG Norm natürlich weniger, da die Leistung bei 5° K mehr and 23 hpa weniger Druck sinkt. Somit werden aus 436 PS gemessen bei 20° C und 1013 hPa (DIN 70020) nur 420 PS nach EWG 80/1269. Würde man mit dem Korrekturfaktor nach alter Din 70020 auf die Bezugsebene 25° C und 990 hpa umrechnen, erhielte man 422,5 PS. Somit eine Differenz von 2,5 PS. Andere Leute, wie unser Chemie/Physik Professor Uncle Robb, heben den Zeigefinger und weisen auf das ideale Gasgesetz hin und erhalten sogar nur 419 PS. Was ist passiert ? Um das zu verstehen, muss man sich die unterschiedlichen Formeln für die Korrekturfaktoren ansehen : EWG 80/1269______k1 = (990/p)^1,2 x [(273+t)/298]^0,6 Din 70020_________k2 = (1013/p) x [(273+t)/293]^0,5 ideales Gasgesetz___k3 = (1013/p) x [(273+t)/293] Wie man erkennt kommt es zu Unterschieden. Die EWG 80/1269 liegt dabei grob gesehen in der Mitte der beiden anderen Normen. Mir persönlich gefällt die Din Norm 70020 immer noch am besten, weil ich nicht glaube, dass sich ein Motor im eingebauten Zustand hinsichtlich der Außentemperatur in der Leistung so stark verändert wie es der Korrekturfaktor k3 vorgibt. Hierzu verweise ich auf eine Diskussion mit Robert im dyno-forum in Bezug auf Jochen´s (jo.e) GS Conv. hin. Für diese Auto hatte ich aufgrund mehrerer Beschleunigungsmessungen im Intervall 205-225 km/h gemittelt auf Hin-und Rückfahrt bei äußerst geringer Standardabweichung eine Motorleistung von Pmot = 456 PS bei 12° C und max. 1005 hPa (Ortshöhe + Dichte angepasst) ermittelt. Laut Din 70020 wären das dann : P_Din 70020 = 453 PS bzw. 439 PS auf 25° C und 990 hPa bezogen Nach EWG 80/1269 : P_Din EWG 80/1269 = 436 PS Nach Korrektur k3 : P_ideal Gasgesetz. = 430 PS Somit haben wir eine Spannweite von ungefähr 9 PS bei gleicher Bezugsebene. Die EWG Norm setzt sich hierbei in die Mitte. Wer bis hierhin alles verstanden hat, versteht dann auch die kommende Leistungsangabe der C7 450 hp = 456 PS (EWG 80/1269) = 473 PS (Din 70020) Ob`s stimmt werden wir dann sehen Gruß Roger RE: Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 - Wutzer - 27.04.2013 Hallo Roger, wenn ich 456 PS (EWG korrigiert) auf DIN umrechne, komme ich nur auf 470,6 PS. (Du hast wahrscheinlich den Exponenten 1,2 bei deiner P-Umrechnung irrtümlich eingerechnet.) Man korrigiert die Leistung nicht entsprechend dem idealen Gasgesetz, da die Motoren das Gesetz gar nicht kennen und es somit auch nicht befolgen. Im Ernst: Es gibt da Wechselwirkungen, sowohl thermodynamischer als auch strömungsmechanischer Art. Durch sinkenden Umgebungsdruck gehen beispielsweise die Pumpverluste im Kurbelgehäuse und auch die Ausschiebearbeit für das Abgas (wenn auch nur minimal) zurück. Wärmere Luft hat eine geringere Viskosität, begünstigt das Verdampfungsverhalten vom Kraftstoff, erhöht somit auch die Verbrennungsgeschwindigkeit, verringert die optimale Zündung und senkt die Klopfgrenze. Alles zwar nur im geringen Umfang, aber in Summe doch weg von der Analogie zu den idealem Gasgesetz. Die Korrekturen nach DIN, EWG oder SAE versuchen nun hier eine Mittelung aller Einflüsse über verschiedenen Motoren als Kompromiss darzustellen, um Typprüfungen, die nicht immer unter Normbedingungen stattfinden können, überhaupt zu ermöglichen. Die statthaften Abweichungen von den Normbedingungen sind dabei aber eng begrenzt. Eine Reduzierung einer Messung bei starken Abweichungen (z.B. 37 Grad und 900 mbar) ist per se nicht vorgesehen und liefert auch keine zuverlässigen Ergebnisse. Gruß Wutzer Edit: Der Dativ war schuld. RE: Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 - TurboRoger - 27.04.2013 Stimmt Ekkhardt Respekt für dein außerordentliches Fachwissen und danke für die vielen Infos am Telefon LG und noch ein schönes Wochenende Roger RE: Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 - TurboRoger - 27.04.2013 Ich frag mich gerade ob die Umrechnung von hp auf PS der EWG Norm angepasst ist oder nach Din funktioniert. Denn die LS3, oder LS7 bzw. LS9 haben auf dem Rollenprqfstand eher Din PS Der Till hat noch nie eine Serien LS3 mit mehr als 440 PS nach Din gemessen Gruß Roger RE: Welche Leistung nach Din 70200 und EWG 80/1269 - Wutzer - 27.04.2013 Hallo Roger, ich hatte dir ja den Link zur SAE J1349 geschickt. Darin sind ja auch Überarbeitungen dieser Norm enthalten. Meines Wissens erfolgte die letzte Überarbeitung 2011. Mittlerweile ist aber die wieder außer Kraft gesetzt und man ist auf eine ältere Fassung zurückgegangen. Du siehst, drüben kann man so etwas auch- ganz ohne Brüssel ! Egal wie, verglichen mit der EWG Norm ist die US Norm bei einem Korrekturfaktor >1 günstiger als die EWG Norm (mehr Leistung errechnet) und <1 ungünstiger. Unabhängig davon werden EWG Leistungen (fast) überall mit 1/1,014 multipliziert, um auf die SAE netto Angabe zu kommen. Vielleicht nur ein administrativer Vorgang. Letztlich aber vermutlich auch egal, da das letzte PS in USA nicht den gleichen Stellenwert wie bei uns beim Fahrzeugkauf hat. Gruß Ekkhardt - jo.e - 27.04.2013 Roger... ich verstehe zwar nur die Hälfte, aber ich würde gerne wissen was das nun für mein Auto zu bedeuten hat? - TurboRoger - 28.04.2013 Hallo Jochen, komme leider erst jetzt dazu dir zu antworten ! Also eine Serien LS3 hat 430 hp, was 436 PS entspricht. Diese 436 PS sind aber streng genommen bei 20 ° C und 1013 hPa ermittelt. Somit sind 436 Din PS etwa nur 423 PS nach EWG Norm. Bedeutet, wenn der Amerikaner sein hp nicht anpasst, muss man ihn abwerten. Autos wie Porsche, AMG oder auch Audi geben heutzutage die Leistungen in EWG an. Deshalb haben die Autos nach Din deutlich mehr. Passiert die Anpassung nicht, ist 1 hp nur noch 0,983 PS nach EWG Norm Gruß Roger - CCRP - 28.04.2013 SAE net nach DIN net = 1.0139 nach EWG = 0.983 Z06: 505 SAE net = 512 DIN net = 503 EWG oder 496 ? - jo.e - 28.04.2013 Zitat:Original von TurboRoger Und stimmt deine Berechnung nach DIN nun bei meinem Auto oder hat der Robert Recht? Das blicke ich noch nicht so ganz. - TurboRoger - 28.04.2013 Ich kann dich beruhigen Alles stimmt , Robert hat Unrecht |