Es geht gar nicht immer darum, ob Teile gehärtet sind, um das Risiko der Wasserstoffversprödung beurteilen zu können. Es gibt auch Teile mit augenscheinlich weichem Stahl, bei denen Vorsicht geboten ist.
Viele vermischen in der Diskussion die Sprödigkeit (eine Eigenschaft des Werkstoffes) und die Auswirkungen, wenn Kräfte auf das Teil einwirken. Dem Werkstoff siehst Du nicht an, dass er nach dem Beizen versprödet ist. Es sei denn, innere Zugkräfte im Bauteil führen zu Rissen an der Oberfläche. Dann wird die Versprödung deutlich. Siehe meinen Beitrag oben.
Hier mal drei Beispiele für weitere kritische Teile:
- geschweißte Bauteile/Körper
- Drehteile, die verschweißt wurden
- stark verformte, evtl. tief gezogene Teile
Zum Schweißen:
Während des Verschweißens wird das Gefüge der miteinander verschweißten Werkstoffe im Bereich der Naht verändert. Die Schweißnaht selbst oder die Grenzschichten könnten empfänglich für Wasserstoff werden. Das ist nicht tragisch, wenn der Wasserstoff Zeit hat, wieder zu entweichen. Schließlich führen nur Kräfte zur Schädigung des Bauteils. Gibt es jedoch im Bauteil selbst Spannungen (innere Zugkräfte), tritt die Schädigung bereits während des Galvanik-Prozesses auf. Das heißt, nicht einmal das Tempern zum Austreiben von Wasserstoff würde helfen, weil die Schädigung bereits eingetreten ist.
Bevor hier die Diskussion losbricht, dass nicht immer ein geschweißtes Teil ausfallen kann: Es geht hier lediglich um eine Risikoabschätzung. Wenn ich keine Ahnung vom Werkstoff des vorliegenden Teils habe, keine Information über den damaligen Fertigungsprozess, dann vermeide ich das Verzinken.
Ich nenne mal als Beispiel die Trailing Arms der C3, die ich als kritisches Bauteil sehe und daher niemals verzinken würde.
Vorsicht ist auch beim chemischen Entrosten mit Säuren, wie Salzsäure und Schwefelsäure geboten!
Was gibt es speziell bei der C3 zu beachten?
Das Auto ist mit den Fertigungsmethoden und dem Wissen von damals gefertigt worden. Zwischenzeitlich sind 40 Jahre ins Land gegangen. Nicht nur die Schweißgeräte haben sich verändert, sondern auch das Wissen über Metalle, Werkstoffe, Legierungen, Vergütungsprozesse usw.
Wir müssen also insgesamt vorsichtiger mit Prozessen sein, die den Werkstoff angreifen.
Was bedeutet das für uns Corvette-Restaurierer?
- Teile, die irgendwie die Aufgabe einer Feder haben, also hart sein könnten, niemals nachverzinken lassen. Entweder neu kaufen (z.B. Wellensicherungsringe) oder lackieren.
- Grundsätzlich bei der früheren Beschichtungsart bleiben. Niemals Teile verzinken, die früher lediglich nur lackiert waren. Heute haben wir erheblich bessere Lacksysteme, wozu ich auch das Pulvern zähle. Auch die Vorbehandlung ist heute von wesentlich höherer Güte. Man kann nur besser werden als damals.
- Schrauben mit hoher Festigkeit oder für die Befestigung von "überlebenswichtigen" Teilen niemals verzinken oder nachverzinken lassen. Besser neu kaufen.
- Grundsätzlich nicht mit Salzäure oder Schwefelsäure entrosten. Wenn unbedingt chemisch entrostet werden soll, dann bietet sich Phosphorsäure oder Oxalsäure an. Immer mit der Fachfirma über das Versprödungsrisiko sprechen, weil auch Mischungen zum Entrosten verwendet werden. Es gibt auch Fertigprodukte für den Hobbyschrauber wie Fertan oder Primax zum Entrosten oder Rostumwandeln.