Hallo Chris,
so kompliziert ist das mit der Einpresstiefe aber nun wirklich nicht.
Ich mache es mal an einem konkreten Beispiel fest:
Die C4 von 1991 hatte serienmäßig rundum Felgen in den Abmessungen 17 Zoll (Durchmesser), 9,5 Zoll (Breite) und ET 56mm (Einpresstiefe), abgekürzt also 17 x 9,5 ET 56.
Du willst nun, dass die Räder (Reifen+Felge) schön bündig mit den Außenkanten der Kotflügel abschließen, also die Außenkanten der Felgen und Reifen weiter nach außen wandern.
Nehmen wir mal
beispielhaft an, damit dies der Fall ist, müssten sich die Außenkanten der Räder rundum ca. 25mm pro Seite weiter außen befinden.
Dafür gibt es übergeordnet drei Möglichkeiten:
1. Breitere Felgen:
Die Breite von Felgen wird üblicherweise in Zoll angegeben (1 Zoll = 25,4 mm)
Eine Felge in der Breite 10,5 Zoll ist somit 25,4 mm (1 Zoll) breiter als eine Felge mit der Breite 9,5 Zoll.
Aber:
Die Außenkante einer 10,5 Zoll breiten Felge befindet sich NICHT automatisch 25,4mm weiter außen als die Außenkante einer 9,5 Zoll breiten Felge (wenn beide Felgen identische Einpresstiefen haben!)
Das zusätzliche Zoll in der Breite kommt vielmehr zu gleichen Teilen links und rechts der gedachten Felgemitte hinzu.
Die Außenkante einer 10,5 Zoll breiten Felge befindet sich bei gleicher Einpresstiefe also nur ein halbes Zoll (12,7 mm) weiter außen als die Außenkante einer 9,5 Zoll breiten Felge.
Die Innenkante der 10,5 Zoll Felge befindet sich demzufolge auch 12,7 mm weiter innen als bei einer 9,5 Zoll breiten Felge.
Konkret am Beispiel einer C4 heißt das:
Die Außenkante einer Felge mit den Maßen 17 x 10,5 ET 56 liegt im Vergleich zur Serienfelge (17 x 9,5 ET 56) pro Seite also 12,7 mm weiter außen.
Um auf die angestrebte Verbreiterung aus dem Beispiel von 25 mm pro Seite zu kommen, müsste eine Felge bei gleicher Einpresstiefe also mindestens 2 Zoll breiter als die 9,5 Zoll breite Serienfelge sein.
2. Andere Einpresstiefe
Die Einpresstiefe scheint also einen erheblichen Einfluss darauf zu haben, wie tief eine Felge mit identischer Breite im Radhaus steht.
Damit eine Felge mit den Maßen 17 x 9,5 ET 56 pro Seite 25mm weiter nach außen kommt, könnte man demnach deren Einpresstiefe verändern.
ET 56 bedeutet im konkreten Fall, dass die Auflagefläche der Felge an der Radnabe um 56 mm aus der gedachten Mitte der Felge verschoben ist.
Das bedeutet, die Felge steht 56 mm weiter innen, als wenn sich die Auflagefläche der der Felge direkt mittig befinden würde (ET 0)
Soll nun die Außenkante einer Felge mit den Maßen 17 x 9,5 ET 56 um 25 mm pro Seite weiter nach außen, muss deren Einpresstiefe um 25 mm abnehmen.
Also 17 x 9,5 ET 31. (56 mm -25 mm = 31 mm = ET31).
Die Innenkante der Felge wandert dadurch auch entsprechend 25 mm nach außen.
Die Spurbreite des Fahrzeuges (Abstand von Radmitte zu Radmitte) des Fahrzeuges nimmt also insgesamt um 50 mm zu (25mm pro Seite).
Bleibt die Breite der Felge gleich, muss also die Einpresstiefe geringer werden, damit die Felge weiter nach außen kommt.
3. Spurplatten/Spurverbreiterungen
Mit Hilfe von Spurverbreiterungen können Räder ebenfalls nach außen verschoben werden, damit sie satter im Radhaus stehen.
Rein rechnerisch ist der Effekt einer Montage von Spurplatten identisch mit der Montage von Felgen mit entsprechend geringerer Einpresstiefe.
Werden pro Seite 25 mm breite Spurplatten verbaut, wird faktisch die Einpresstiefe der Felge pro Seite um 25 mm verringert.
Die Art und Weise, wie eine Felge mit den Maßen 17 x 9,5 ET 56 + 25 mm Spurplatte im Radhaus steht entspricht also einer Felge mit den Maßen 17 x 9,5 ET 31.
Wenn du also willst, dass deine neuen Felgen schön mit der Außenkante vom Kotflügel abschließen, musst du dir also erstmal überlegen, wie viel weiter die neuen Felgen im Vergleich zu den bislang verbauten Felgen rausstehen sollen.
Dann kannst du schauen, in welchen Maßen deine neuen Wunschfelgen überhaupt angeboten werden.
Und dann kannst du anfangen zu rechnen, denn alle drei Möglichkeiten können ja auch kombiniert werden (andere Felgenbreite + andere ET + Spurplatten):
Nehmen wir als Beispiel mal die hinteren Felgen der ZR-1 in (17 x 11 ET 36) im Vergleich zur Serienfelge in (17 x 9,5 ET 56).
Die Änderung der Einpresstiefe von ET 56 auf ET 36 bedeutet, die Außenkante der Felge würde bei
einer Felgenbreite von 9,5 Zoll um 20 mm nach außen wandern.
Nun ist die ZR-1 Felge aber auch noch 11 Zoll statt 9,5 Zoll breit, also 38,1 mm breiter.
Somit würde bei einer Einpresstiefe von 56 mm die Außenkante der 11 Zoll Felge um 19,05 mm (die Hälfte von 38,1 mm jeweils links und rechts der Felgenmitte) weiter außen liegen als bei einer 9,5 Zoll Felge
Nun nehmen wir beide Werte zusammen:
20mm wandert die Außenkante der ZR-1 Felge durch die geringere ET (36 statt 56) nach außen, dazu kommen nochmal 19,05 mm durch die 1,5 Zoll breitere Felge.
Macht zusammen 39,05 mm (20 mm + 19,05 mm) Unterschied pro Seite im Vergleich zur Serienfelge.
Und schon wird klar, warum das Heck der ZR-1 etwa 8 cm breiter ist als das der normalen C4...
Zum Vergleich mal das Ergebnis mittels Reifenrechner:
https://www.reifenrechner.at/index.html?...=11&2et=36
Siehst du, so schwer ist das doch garnicht
Viele Grüße,
Jörg
p.s.:
Worauf man beim Lochkreis, der Zentrierbohrung, der Freigängigkeit, dem veränderten Lenkrollenhalbmesser, dem Lenkeinschlag usw. bei neuen Felgen achten sollte, erklär ich dann lieber ein andermal...