05.08.2012, 12:17
Zitat:Original von coolchevy
wer schreibt das man an einer Zündkerze nicht erkennen kann ob ein Motor klopft oder frühzünded (gleicher Effekt aber absolut nicht das gleiche, eines ist Geräuschlos) hat keine Ahnung wie man Kerzenbilder interpretiert.
An der Kerze kann man alles sehen, Gemisch, Zündeinstellung, Wärmewert und natürlich Klopfen, drum ist ja trotz aller technischen Möglichkeiten das Kerzenlesen immer noch bei allen Rennteams in Anwendung !
Mit dieser Aussage disqualifizierst du dich leider selbst ein wenig. Nur bei den amateurhaften Privatrennteams wird noch eine "Kerzenreligion" gepflegt, bei der ein "Guru" mit wohlwissender und bedenklich dreinschauender Miene auf das Kerzengesicht schaut, um dann meist zu sagen, der Motor läuft zu fett (Kerze schwarz) oder zu mager (Kerze hell, eventuell mit Überhitzungserscheinungen!)
Bin selbst beruflich seit Jahren für Kerzenauslegung von Serien- und Rennmotoren bei einem namhaften deutschen Hersteller verantwortlich, arbeite da mit den Entwicklungsabteilungen der führenden Kerzenhersteller zusammen und kenne daher den heute technischen Standard.
Was man an einer Kerze ablesen kann ist: Mager oder fett und der Wärmewert (steht ja meistens auf der Kerze drauf!). Bisweilen kann man auch sehen, dass die Kerze überhitzt ist (meist hat man da aber bereits einen kapitalen Motorschaden vorliegen !) Nicht sehen kann man, warum die Kerze zu warm wurde. Lag es an Motorklopfen, an Vorentflammungen oder Glühzündungen (das sind drei verschiedenhe Verbrennungsanomalien, die unterschiedlich bekämpft werden müssen !), oder war einfach die Kerzenauslegung unpassend.
Bleiben wir einmal beim Beispiel Klopfen. Hiier kann uns die Kerze eben nicht sagen, ob das Klopfen auftritt weil der Zündzeitpunkt nicht stimmt, oder aber ob eine verschleppte Verbrennung mit Restgasherd - der dann eine 2. Fremdzündung bewerkstelligt - ursächlich ist. (Wie man über das Kerzengesicht auf den Zündzeitpunkt selbst schließen will, ist mir völlig schleierhaft !)
Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, werden heutzuttage folgende Verfahren angewandt :
- Es werden die Kerzentemperaturen im Motorbetrieb gemessen (Der Wärmewert sagt beispielsweise überhaupt nichts über die Temperatur an der Masseelektrode aus.)
- Es werden die Vor - und Nachentflammungsrate von verschiedenen Kerzenbauformen mittels Ionenstrom bestimmt.
- Mittels Lichtleitertechnik wird der Brennraum nach weiteren Zündherden abgesucht.
- Mittels Indiziertechnik wird der Brennverlauf optimiert und bezüglich Verbrennungsanomalien kontrolliert.
- Mittels Brennraumoptik werden die Ladungsbewegung, Einspritzungen und der schnelle Gemischdurchbrand analysiert und optimiert.
Nur wenn man so hinreichend Ergebnisse gesammelt hat, kann man gezielt gegen die oben aufgezählten Verbrennungsanomalien vorgehen.
Einfach auf die Kerze schauen, das war gestern !
Musste einfach einmal gesagt werden.
Gruß
Wutzer
Optimismus basiert meist auf einem Mangel an Informationen !