20.12.2004, 12:10
Habe mir mal erlaubt, aus einem anderen Forum etwas über die verschiedenen Strahltechniken zu kopieren. Geschrieben hat das jemand, der das beruflich macht. Die Werkstatt liegt in der Nähe von Münster. Besonders interessant dürfte sein Statement zur Lackentfernung mit Trockeneis sein.
Zitat:Hallo.
Ich wollte euch mal ein wenig über das Strahlen mit Sand - Trockeneis – und Glasperlen erzählen.
Trockeneis
Das strahlen mit Trockeneis ist ein gutes Verfahren um den Unterbodenschutz zu entfernen.
Vor allem bei Oldtimern, die ja meistens eine richtige Lackierung auf dem Unterboden haben, im Gegensatz zu
neueren Fahrzeugen die meistens nur eine dünne Rostschutzlackierung haben.
Bei der Entfernung mit Schabern wird diese Lackierung in der Regel beschädigt.
Es geht ziemlich schnell. Ca. 4-5 Std. Strahlzeit + ca.2 Std. Rüstzeit da das Fahrzeug mit einer Kippvorrichtung auf die rechte und dann auf die linke Seite, oder umgekehrt :-) gelegt wird um besser Arbeiten zu können. Die meisten Firmen die das Verfahren anwenden, arbeiten allerdings mit Hebebühnen, was meiner Meinung nach nicht gut ist, da durch die schlechteren Sichtverhältnisse schnell was übersehen wird. Abgesehen davon ist das Strahlen über Kopf sehr anstrengend. Es wird mit 11,5 Bar und mit 9000 L Luft die min. die durch eine 5 mm Düse geblasen wird gearbeitet. Um die Kanone zu halten ist ein entsprechend hoher Kraftaufwand nötig.
Es ist sehr Laut ( über 120 Db = Düsenjet) und Dreckig. Aus diesem Grund sollte das ganze in einer möglichst Schalldichten Kabine mit einer guten Absaugung und viel Licht stattfinden. Außerdem ist es sinnvoll einen Sandstrahlhelm mit Frischluftzufuhr zu tragen.
Es braucht vom Fahrzeug außer der Batterie nichts abgebaut werden. Einzig der Tank sollte leer sein. Sämtliche Entlüftungen am Motor, Getriebe, Differential, Bremsflüssigkeitsbehälter usw. werden abgedichtet, damit nichts ausläuft.
Es kann der normale schwarze Unterbodenschutz entfernt werden.
Der graue, der teilweise bei Porsche und Mercedes Verwendung findet lässt sich nicht entfernen. ( der gefriert nicht, und das ist Vorraussetzung bei diesem Verfahren)
Außerdem lässt sich Wachs, die Klebstoffe mit denen die Teppiche, der Himmel und die Dichtungen in den Fensterrahmen eingeklebt sind entfernen.
Die normale Lackierung sich mit diesem Verfahren nicht entfernen.
Handelt es sich um eine reine dünne Rostschutzlackierung geht es.
Wo die normale Lackierung aber schon Risse hat fliegt sie mit weg.
Karosseriekitt lässt sich ebenfalls mit diesem Verfahren nicht entfernen.
Da das Fahrzeug auf die Seite gelegt wird, kommt man auch an Stellen die auf einer Bühne nicht zu erreichen sind. Allerdings gibt es Stellen die wegen der Größe der Eiskanone, nicht erreicht werden.
Dies sind aber nur sehr wenige.
Von jedem Fahrzeug werden vorher/nachher Fotos gemacht die der Kunde auf einer CD-Rom erhält. Manchmal auch eine kleines Video.
Sandstrahlen
Das Strahlen mit Hochofenschlacke ist für eine Karosserie absoluter Mist, da die Schlacke zu grob ist und die
Oberfläche viel zu rau wird. Man muss sich vorstellen das die Körner Macken in das Blech reißen. Im Querschnitt sieht das aus wie eine Zickzacklinie. Das ist wichtig, damit sich die anschließende Grundierung ordentlich mit der Oberfläche
verbindet. Sind die Täler/Berge jedoch zu Tief/Hoch wird es schwierig mit der Lackierung wieder eine Glatte Oberfläche zu bekommen. Es sollte mit Granatsand bei einer Körnung von 0,1 – 0,2 mm gestrahlt werden. Das ergibt eine schöne Oberfläche bei der nicht erst mit Füller oder Spachtel eine Kraterlandschaft entfernt werden muss.
Außerdem habe ich hier gelesen das man einen Kompressor braucht der mindestens 600 L Luft bei 10 bar
liefert. Unsinn. Wer mit 10 bar an einer Karosserie arbeitet darf sich nicht wundern wenn sich alles verzieht.
Nicht die Höhe des Drucks ist entscheidend, sondern die gelieferte Luftmenge pro min.
Optimalerweise sollte man wenn es selbst gemacht wird einen Baukompressor mit einer Luftleistung ab 4 cbm und eine Strahlanlage mit Druckkessel benutzen. Mit den bei eBay angebotenen Handstrahlpistolen braucht man einige Tage, wenn man eine komplette Karosserie mit Türen und Hauben strahlen will.
Normalerweise werden an den Karosserien die Kanten, Holme usw. mit max. 3 bar, und Flächen wie Dach, Türen und Hauben mit max. 2 bar gestrahlt. Wichtig ist das der Sandstrahl bei Flächen nicht lange auf eine Stelle gehalten wird, da sich das Blech sonst erwärmt und verzieht. ( möglichst nicht länger als einige zehntel Sekunden )
Auch der Winkel, in dem der Sandstrahl auf das Blech trifft, spielt eine entscheidende Rolle ob sich das Blech verzieht oder nicht.
Glasperlstrahlen
Glasperlstrahlen ist für die Vorbereitung zur Lackierung nur bedingt geeignet. Im Gegensatz zum Sandstrahlen
findet durch die Perlen fast kein Materialabtrag statt, sondern die Oberfläche wird verdichtet. Im vergleich zum Sandstrahlen entsteht durch die Perlen im Querschnitt gesehen keine zackige Oberfläche sondern eine Wellenlinie.
Auf dieser Fläche kann sich die Lackierung natürlich nicht so gut festkrallen.
Absolut super kann man aber zum Beispiel Alu-Teile ( Zylinderköpfe, Motorblöcke, Getriebegehäuse ) usw. Glasperlstrahlen. Die Teile sehen anschließend aus wie frisch aus dem Laden.
Gerhart Ullmann