Zitat:Original von Corvalex
Wutzer, könntest Du noch näher erklären, wie eine Unterstützung durch Momentenreserve im Kennfeld genau realisiert wird? Mir fällt da jetzt nur Frühzündung ein...
Zündung ist im Prinzip auch richtig.
Zuerst einmal die Begriffsdefinition einer Momentenreserve:
Unter einer Momentenreserve versteht man den Betrieb eines Motors mit absichtlich verschlechterten Wirkungsgrad, um im Bedarfsfall eine sehr schnelle Momentenauf- und Absteuerung ohne zusätzliche Luft darstellen zu können.
Warum nicht durch Luftsteuerung ?
Die Zusteuerung von Luft im spontanen Störfall (z.B. Klimakompressor oder Lenkservo werden zugeschaltet, oder aber über die Kupplung oder den Generator wird eine Leistungsabgabe angefordert ) geschieht zu langsam, so dass ein Drehzahleinbruch zwangsläufig die Folge wäre. Nimmt man die Last dann wieder weg, kommt es zu einem Drehzahlüberschwinger. Ursache dafür ist die relativ große Totzeit im Luftregelkreis, die nebenbei zu einem schwingungsfähigen System führen kann.
Bei steuerbaren Lastaufschaltungen, wie beispielsweise dem Klimakompressor, wird deshalb nach Betätigen des Klimaschalters erst die Luft zugegeben und ca 100ms später der Kompressor in den beginnenden Drehzahlanstieg zugeschaltet.
Bei größeren Lastaufschaltungen muss allerdings auf den Luftregelkreis zurückgegriffen werden, der sich dann aber durch die Momentenreserve über den Zündwinkel (s.u.) stabilisieren lässt.
Alternativ verbleiben das Lambda und der Zündwinkel:
Durch die Abgasgesetzgebung und den 3 Wege Kat, der ein Lambda von 1 erfordert, sind dem Motorenentwickler hier sehr enge Grenzen gesetzt.
Bliebe noch der Zündwinkel, der gegenüber der Luft auch viel schneller ist.
Man betreibt also den Motor mit einer erhöhten Luftmenge und einem schlechteren Zündwinkelwirkungsgrad. Die größere Luftmenge verringert ebenso wie eine höhere LL-Drehzahl nebenbei auch die Totzeit des Luftregelkreises. Gibt es jetzt bspw. Abweichungen zur Solldrehzahl, kann über den Zündwinkel blitzschnell (bereits bei der nächsten Verbrennung !) mehr oder weniger Moment bereitgestellt werden.
Eine solche Momentenreserve wird übrigens auch bei AT-Getriebeschaltungen und ESP Eingriffen genutzt.
Zurück zum Thema Anfahrschwäche LS7:
Man versuche einmal aus dem Stand völlig ohne Gasgeben 100 m zurückzulegen, indem man nur vorsichtig das Kupplungspedal kommen lässt. Dann wird man bei einem Vergleich feststellen, dass dieser Vorgang mit vielen Mittelklassefahrzeugen einfacher und schneller zu bewerkstelligen ist, weil bei denen der kürzere 1 Gang, die höhere LL-Drehzahl und die Motorapplikation unterstützend eingreifen.
Zudem hat die die Serien-Applikation des LS7 noch den Bug, dass bei Drehzahldurchtauchern der Motor durch zu frühe Zündwinkel, die ja eine starke Momentenreduzierung zur Folge haben, regelrecht zum Abschnappen neigt. Zu solchen Durchtauchern kommt man schnell, wenn man die Kupplung etwas zu schnell relativ zum Gageben kommen lässt.
Habe meinen Datenstand entsprechend angepasst und auch die LL-Drehzahl geringfügig angehoben. Seitdem lässt sich das Auto nahezu narrensicher ohne "Abwürgen" anfahren.
Gruß
Wutzer
Edit:
@ JR: Natürlich lässt sich die Z06 ohne Gasgeben anfahren, aber vergleichsweise für einen 7 ltr. Motor eher schlecht. (s.o.)