15.11.2006, 16:37
Spiegel.de:
14. November 2006 US-ZUVERLÄSSIGKEITSREPORT
Murks made in Germany?
Von Tom Grünweg
Vom guten Ruf des "Made in Germany" ist in den USA nicht mehr viel übrig - zumindest beim "Consumer Report". Unter den "verlässlichsten Neuwagen" führt das US-Pendant zur Stiftung Warentest nur ein deutsches Modell. Unter den schlechtesten dagegen rund ein Dutzend.
Da können die Herren Zetsche, Reithofer, Bernhard & Co. noch so viel in ihre Qualitätssicherung investieren: Der gute Ruf, den Mercedes, BMW und VW einmal hatten, ist offensichtlich dahin. Zumindest die Amerikaner haben das "Made in Germany" wohl längst durch ein "Murks aus Germany" ersetzt, wenn man den aktuellen Statistiken des "Consumer Report" Glauben schenkt.
Das amerikanische Pendant zur Stiftung Warentest hat jetzt rund 1,3 Millionen Fragebögen an die Leser des gleichnamigen Magazins zur Zuverlässigkeit ihrer Fahrzeuge aus den vergangenen drei Jahren ausgewertet und daraus auf die Qualität von Neuwagen geschlossen - mit einem für die deutschen Hersteller ernüchternden Ergebnis: Nur ein einziges Auto aus ihrer Produktion, der Mini aus dem BMW-Werk im englischen Oxford, hat es in den insgesamt zehn bewerteten Kategorien in die Spitzengruppe der "most reliable cars" ("verlässlichste Autos") gebracht.
Unter den "least reliable cars" ("am wenigsten verlässliche Autos") dagegen steht auf den hinteren Plätzen gleich ein rundes Dutzend deutscher Autos. Die VW-Modelle Jetta, Passat und Touareg, die gesamte Mercedes-Palette vom SLK über die M- und R- bis hin zur S-Klasse, der BMW X5 oder der 7er und der Porsche 911 - an alle von ihnen haben die Prüfer nach Auswertung der Fragebögen keine sonderlich hohe Erwartung mehr. Einzig Audi schwimmt ganz gut im Mittelfeld mit. Zwar schaffen es die Ingolstädter nirgends in die Führungsgruppe, stehen dafür aber auch nicht auf dem Index.
Doch bleibt den Autobauern aus Germany ein kleiner Trost: Auch die Amerikaner selbst sind nur wenig besser. Zwar ist zumindest einer der "big three", nämlich Ford, mächtig stolz, dass er mit Autos wie der Mittelklasse-Limousine Fusion und dessen Zwilling Mercury Milan zu den japanischen Spitzenreitern Honda Accord und Toyota Camry aufgeschlossen hat. Doch bleibt die Übermacht der Asiaten ungebrochen: Von den 47 als besonders zuverlässig bewerteten Autos kommen 39 aus Japan, und 32 davon sind von Toyota oder Honda. Ford und General Motors bringen immerhin sechs Autos in die Spitzengruppe, die amerikanischen Mercedes-Geschwister Dodge, Jeep und Chrysler kein einziges.
Die europäischen Marken sind abgeschlagen
Nimmt man noch die paar Engländer und Schweden mit hinzu, die in die USA exportiert werden, wird das Bild für die gesamte europäische Automobilindustrie nicht eben besser. Denn in die Spitzengruppe schafft es davon ebenfalls kein Auto. Von den 45 unzuverlässigsten Modellen dagegen stellen die Europäer beachtliche 19, der Rest sind 20 US-Modelle, fünf allesamt von Nissan produzierte Japaner und ein Auto aus Korea. Toyota, Mazda, Mitsubishi und Honda sind dort dagegen gar nicht aufgeführt.
Wie deutlich der Unterschied zwischen zuverlässig und unzuverlässig ist, macht ein Beispiel aus dem Feld der mittelgroßen Geländewagen deutlich. Dort steht der bei uns als Land Cruiser bekannte Toyota Highlander ganz oben und die Mercedes M-Klasse weit unten in der Liste. Dazwischen liegt ein beachtliches Pannenrisiko: "Wer die M-Klasse kauft, wird damit statistisch gesehen zehnmal mehr Probleme haben als mit dem Toyota", schreibt der Consumer Report in seiner Auswertung.
Würden Sie Ihr Auto noch einmal kaufen?
Aber nicht nur die Zuverlässigkeit haben die Marktforscher erfragt. Auch die Zufriedenheit wurde erfasst. "Würden sie dieses Auto noch einmal kaufen?", war die Frage, mit der sie hausieren gingen. Am häufigsten mit "Ja" geantwortet haben die Fahrer des Toyota Prius, von denen nur acht Prozent ihre Entscheidung offenbar bereuen. "Das ist offensichtlich ein Fall, wo die Hybriden richtig gut funktionieren", sagt David Champion, der die Tests des Consumer Reports leitet und einen geringen Verbrauch als wichtiges Kriterium für die Zufriedenheit ausgemacht hat. Doch Vernunft ist nicht das Einzige, was zählt: Dass man auch mit Leidenschaft überzeugen kann, belegt auf dem zweiten Platz die Corvette.
Insgesamt gibt es auf dem US-Markt 45 Fahrzeugmodelle, mit denen wenigstens 80 Prozent der Fahrer so zufrieden sind, dass sie diese Autos wieder kaufen würden. Diese Liste wird ebenfalls dominiert von Honda und Toyota und führt neben der Corvette nur sechs weitere US-Fahrzeuge wie den Ford Mustang, den Pontiac Solstice oder den Dodge Charger. Diese Wertung allerdings birgt einen schönen Trost, den sich auch die europäischen Hersteller zu eigen machen können: Denn diese drei US-Modelle haben eine hohe Zufriedenheit erreicht, obwohl sie bei der Zuverlässigkeit wenig erfolgreich waren. Deshalb ist weder für die Mercedes S-Klasse noch für den BMW X5 oder den VW Passat schon aller Tage Abend.
14. November 2006 US-ZUVERLÄSSIGKEITSREPORT
Murks made in Germany?
Von Tom Grünweg
Vom guten Ruf des "Made in Germany" ist in den USA nicht mehr viel übrig - zumindest beim "Consumer Report". Unter den "verlässlichsten Neuwagen" führt das US-Pendant zur Stiftung Warentest nur ein deutsches Modell. Unter den schlechtesten dagegen rund ein Dutzend.
Da können die Herren Zetsche, Reithofer, Bernhard & Co. noch so viel in ihre Qualitätssicherung investieren: Der gute Ruf, den Mercedes, BMW und VW einmal hatten, ist offensichtlich dahin. Zumindest die Amerikaner haben das "Made in Germany" wohl längst durch ein "Murks aus Germany" ersetzt, wenn man den aktuellen Statistiken des "Consumer Report" Glauben schenkt.
Das amerikanische Pendant zur Stiftung Warentest hat jetzt rund 1,3 Millionen Fragebögen an die Leser des gleichnamigen Magazins zur Zuverlässigkeit ihrer Fahrzeuge aus den vergangenen drei Jahren ausgewertet und daraus auf die Qualität von Neuwagen geschlossen - mit einem für die deutschen Hersteller ernüchternden Ergebnis: Nur ein einziges Auto aus ihrer Produktion, der Mini aus dem BMW-Werk im englischen Oxford, hat es in den insgesamt zehn bewerteten Kategorien in die Spitzengruppe der "most reliable cars" ("verlässlichste Autos") gebracht.
Unter den "least reliable cars" ("am wenigsten verlässliche Autos") dagegen steht auf den hinteren Plätzen gleich ein rundes Dutzend deutscher Autos. Die VW-Modelle Jetta, Passat und Touareg, die gesamte Mercedes-Palette vom SLK über die M- und R- bis hin zur S-Klasse, der BMW X5 oder der 7er und der Porsche 911 - an alle von ihnen haben die Prüfer nach Auswertung der Fragebögen keine sonderlich hohe Erwartung mehr. Einzig Audi schwimmt ganz gut im Mittelfeld mit. Zwar schaffen es die Ingolstädter nirgends in die Führungsgruppe, stehen dafür aber auch nicht auf dem Index.
Doch bleibt den Autobauern aus Germany ein kleiner Trost: Auch die Amerikaner selbst sind nur wenig besser. Zwar ist zumindest einer der "big three", nämlich Ford, mächtig stolz, dass er mit Autos wie der Mittelklasse-Limousine Fusion und dessen Zwilling Mercury Milan zu den japanischen Spitzenreitern Honda Accord und Toyota Camry aufgeschlossen hat. Doch bleibt die Übermacht der Asiaten ungebrochen: Von den 47 als besonders zuverlässig bewerteten Autos kommen 39 aus Japan, und 32 davon sind von Toyota oder Honda. Ford und General Motors bringen immerhin sechs Autos in die Spitzengruppe, die amerikanischen Mercedes-Geschwister Dodge, Jeep und Chrysler kein einziges.
Die europäischen Marken sind abgeschlagen
Nimmt man noch die paar Engländer und Schweden mit hinzu, die in die USA exportiert werden, wird das Bild für die gesamte europäische Automobilindustrie nicht eben besser. Denn in die Spitzengruppe schafft es davon ebenfalls kein Auto. Von den 45 unzuverlässigsten Modellen dagegen stellen die Europäer beachtliche 19, der Rest sind 20 US-Modelle, fünf allesamt von Nissan produzierte Japaner und ein Auto aus Korea. Toyota, Mazda, Mitsubishi und Honda sind dort dagegen gar nicht aufgeführt.
Wie deutlich der Unterschied zwischen zuverlässig und unzuverlässig ist, macht ein Beispiel aus dem Feld der mittelgroßen Geländewagen deutlich. Dort steht der bei uns als Land Cruiser bekannte Toyota Highlander ganz oben und die Mercedes M-Klasse weit unten in der Liste. Dazwischen liegt ein beachtliches Pannenrisiko: "Wer die M-Klasse kauft, wird damit statistisch gesehen zehnmal mehr Probleme haben als mit dem Toyota", schreibt der Consumer Report in seiner Auswertung.
Würden Sie Ihr Auto noch einmal kaufen?
Aber nicht nur die Zuverlässigkeit haben die Marktforscher erfragt. Auch die Zufriedenheit wurde erfasst. "Würden sie dieses Auto noch einmal kaufen?", war die Frage, mit der sie hausieren gingen. Am häufigsten mit "Ja" geantwortet haben die Fahrer des Toyota Prius, von denen nur acht Prozent ihre Entscheidung offenbar bereuen. "Das ist offensichtlich ein Fall, wo die Hybriden richtig gut funktionieren", sagt David Champion, der die Tests des Consumer Reports leitet und einen geringen Verbrauch als wichtiges Kriterium für die Zufriedenheit ausgemacht hat. Doch Vernunft ist nicht das Einzige, was zählt: Dass man auch mit Leidenschaft überzeugen kann, belegt auf dem zweiten Platz die Corvette.
Insgesamt gibt es auf dem US-Markt 45 Fahrzeugmodelle, mit denen wenigstens 80 Prozent der Fahrer so zufrieden sind, dass sie diese Autos wieder kaufen würden. Diese Liste wird ebenfalls dominiert von Honda und Toyota und führt neben der Corvette nur sechs weitere US-Fahrzeuge wie den Ford Mustang, den Pontiac Solstice oder den Dodge Charger. Diese Wertung allerdings birgt einen schönen Trost, den sich auch die europäischen Hersteller zu eigen machen können: Denn diese drei US-Modelle haben eine hohe Zufriedenheit erreicht, obwohl sie bei der Zuverlässigkeit wenig erfolgreich waren. Deshalb ist weder für die Mercedes S-Klasse noch für den BMW X5 oder den VW Passat schon aller Tage Abend.