12.03.2009, 13:02
Hallo Fredi23,
Du solltest Dir vielleicht einige Zeit mal Vetten ansehen, die bei dem Schrauber Deines Vetrauens auf dem Hof stehen. Ohne einen solchen wird aus einer Bastelbude nur noch eine schlimmere Bastelei. Im Laufe der Zeit erhält man die Informationen, die man benötigt, um so ein Fahrzeug wenigstens einigermaßen bewerten zu können.
Ob man für unter 12k€ eine Vette erhält, die einwandfrei ist, kann ich verneinen. Die meisten, die ich in der Kategorie gesehen habe, sind schon beim flüchtigen Blick eher wirtschaftliche Totalschäden. Die wenigen, die ihren Preis wert sind, sind extrem schnell wieder aus mobile.de verschwunden. Um mal so einen Extremfall von einem Händler aus M. in NRW zu skizzieren: 10k€ Preisvorstellung. Hingefahren: Risse im GFK von Unfallschäden, mit der Sprühdose lackiert, Benzinleitung undicht, Sitze an den Befestigungsschrauben abgerostet... O-Ton: "Sie hat aber noch drei Monate TÜV". Wie sie den bekam ist mir schleierhaft! Ich habe sie bei mobile.de entfernen lassen, weil hier ein lebensgefährlicher Schrotthaufen angeboten wurde.
Da wäre vieles zu erzählen. Von Farbe nicht original aus dem Baujahr bis total verbastelt.
Kauftipps kann man viele geben. Keiner wird ersetzen, sich mal das Fahrzeug selbst unter den Sitzen und von unten anzusehen und eine vorsichtige Probefahrt zu machen. Doch Vorsicht: manche Vette sollte man vorher begutachten. Eine solche wie die oben beschriebene kann man nur unter Einsatz seines Lebens zur Probe fahren! Hände weg! Ist der Rahmen mit Flugrost angerostet oder platzt der Rost schon in größeren Stücken ab. Sind die Schweißnähte der hinteren Träger durch? Wie sehen Blattfedern und Dämpfer aus? Sind Gummis i.O.? Ölundichtigkeiten? Hat die vordere Aufnahme des Bumpers "Falten" im mehrere Millimeter dicken Stahl? Sind die hinteren Aufnahmen irgendwo blank wie schon mal zusammengeschobene Dämpfer (deutet auf Auffahrunfall von hinten hin)? Lenkung ausgeschlagen? Schaltet die Automatik sauber und weich? Usw. usw. Die Liste ist lang und eine Begutachtung kann sicher mehr als eine Stunde dauern. Erschreckend? Nein, die Autos sind halt mehr als 30 Jahre alt. Das ist kein normales Gebrauchtfahrzeug, auf das man sich da einläßt. Mitunter ein Haufen Rost angetrieben von zu vielen PS.
Dann war da eine in der Preisklasse mit äußerlich geringen Mängeln und vorhandenem Wertgutachten. Standschäden hatte ich ganz bewußt einkalkuliert - und gefunden. Man darf sich dann bei den ersten Ausfahrten darauf einstellen, daß sie erstmal sämtliche Dichtungen auf die Straße husten. Und ich meine sämtliche Dichtungen! Und ja, man sollte sie bewußt einmal einige hundert km über Land fahren! Von den Vergaserdichtungen (alle) bis zu den Motordichtungen (Ansaugbrücke), Getriebedichtungen innen UND außen. Der komplette Antriebsstrang ist nun einmal von vorne bis hinten überholt. Dichtmasse, Öl und Fette fehlten überall. Teilweise hatten sich Schrauben am Fahrgestell gelockert. Man sollte sie die ersten Tausend Kilometer also mal regelmäßig auf dem Hof des Lieblingsmechanikers abstellen, um alles zu finden. Kein Scherz.
Sie knarrt noch an der Hinterachse und das Lenkgetriebe ist ausgeschlagen. Ansonsten ist sie inzwischen bis auf kleinere Undichtigkeiten an den Türdichtungen nahezu alltagstauglich.
Nun liegt sie wirtschaftlich bereits bei ca. 17k€ Investitionskosten. Lenkgetriebe ist bestellt. Die Klimaanlage fehlt noch immer, weil sie der Vorbesitzer angeblich aus Geiz am Sprit entfernte. Im Allgemeinen fehlen mehr Teile als an der Corvette ursprünglich verbaut waren.
Aber sie fährt nun wenigstens zuverlässig und ich muss mich nicht mehr fürchten irgendwo liegen zu bleiben oder nicht bremsen zu können.
Kann einem das bei einem hochpreisigen Fahrzeug nicht passieren? Nein. Oft sind die Preisvorstellungen reine Phantasiepreise. Der Zinnober kann bei einer Vette mit 20k€ genau so aussehen. Die Dinger werden einfach zu wenig gefahren, standen irgendwo herum und es mangelt an Pflege. Und das tut ihnen gar nicht gut.
BTW: ich hatte Glück im Unglück. auf der Bühne meines Lieblingsmechanikers stellte sich heraus, daß sie inclusive Vergaser und Differential noch im Originalzustand ist. Bis auf die Zweitlackierung und den Block. Den hatte der Vorbesitzer kleinbekommen und durch einen GM Austausch ersetzen müssen. Zu dem Block suche ich zwar noch die technischen Daten, aber er hat sich gut ins optische Bild eingegefügt und wurde zuvor in einem Wertgutachten schon als wertsteigernde Instandsetzung erwähnt (worüber man sich sicher streiten kann, aber hier war es ein Totalschaden am Motor). Noch wichtiger ist: der Austausch hat eine dokumentierte Historie - und sie fährt!
HTH
Edith: Tippfehler.
Du solltest Dir vielleicht einige Zeit mal Vetten ansehen, die bei dem Schrauber Deines Vetrauens auf dem Hof stehen. Ohne einen solchen wird aus einer Bastelbude nur noch eine schlimmere Bastelei. Im Laufe der Zeit erhält man die Informationen, die man benötigt, um so ein Fahrzeug wenigstens einigermaßen bewerten zu können.
Ob man für unter 12k€ eine Vette erhält, die einwandfrei ist, kann ich verneinen. Die meisten, die ich in der Kategorie gesehen habe, sind schon beim flüchtigen Blick eher wirtschaftliche Totalschäden. Die wenigen, die ihren Preis wert sind, sind extrem schnell wieder aus mobile.de verschwunden. Um mal so einen Extremfall von einem Händler aus M. in NRW zu skizzieren: 10k€ Preisvorstellung. Hingefahren: Risse im GFK von Unfallschäden, mit der Sprühdose lackiert, Benzinleitung undicht, Sitze an den Befestigungsschrauben abgerostet... O-Ton: "Sie hat aber noch drei Monate TÜV". Wie sie den bekam ist mir schleierhaft! Ich habe sie bei mobile.de entfernen lassen, weil hier ein lebensgefährlicher Schrotthaufen angeboten wurde.
Da wäre vieles zu erzählen. Von Farbe nicht original aus dem Baujahr bis total verbastelt.
Kauftipps kann man viele geben. Keiner wird ersetzen, sich mal das Fahrzeug selbst unter den Sitzen und von unten anzusehen und eine vorsichtige Probefahrt zu machen. Doch Vorsicht: manche Vette sollte man vorher begutachten. Eine solche wie die oben beschriebene kann man nur unter Einsatz seines Lebens zur Probe fahren! Hände weg! Ist der Rahmen mit Flugrost angerostet oder platzt der Rost schon in größeren Stücken ab. Sind die Schweißnähte der hinteren Träger durch? Wie sehen Blattfedern und Dämpfer aus? Sind Gummis i.O.? Ölundichtigkeiten? Hat die vordere Aufnahme des Bumpers "Falten" im mehrere Millimeter dicken Stahl? Sind die hinteren Aufnahmen irgendwo blank wie schon mal zusammengeschobene Dämpfer (deutet auf Auffahrunfall von hinten hin)? Lenkung ausgeschlagen? Schaltet die Automatik sauber und weich? Usw. usw. Die Liste ist lang und eine Begutachtung kann sicher mehr als eine Stunde dauern. Erschreckend? Nein, die Autos sind halt mehr als 30 Jahre alt. Das ist kein normales Gebrauchtfahrzeug, auf das man sich da einläßt. Mitunter ein Haufen Rost angetrieben von zu vielen PS.
Dann war da eine in der Preisklasse mit äußerlich geringen Mängeln und vorhandenem Wertgutachten. Standschäden hatte ich ganz bewußt einkalkuliert - und gefunden. Man darf sich dann bei den ersten Ausfahrten darauf einstellen, daß sie erstmal sämtliche Dichtungen auf die Straße husten. Und ich meine sämtliche Dichtungen! Und ja, man sollte sie bewußt einmal einige hundert km über Land fahren! Von den Vergaserdichtungen (alle) bis zu den Motordichtungen (Ansaugbrücke), Getriebedichtungen innen UND außen. Der komplette Antriebsstrang ist nun einmal von vorne bis hinten überholt. Dichtmasse, Öl und Fette fehlten überall. Teilweise hatten sich Schrauben am Fahrgestell gelockert. Man sollte sie die ersten Tausend Kilometer also mal regelmäßig auf dem Hof des Lieblingsmechanikers abstellen, um alles zu finden. Kein Scherz.
Sie knarrt noch an der Hinterachse und das Lenkgetriebe ist ausgeschlagen. Ansonsten ist sie inzwischen bis auf kleinere Undichtigkeiten an den Türdichtungen nahezu alltagstauglich.
Nun liegt sie wirtschaftlich bereits bei ca. 17k€ Investitionskosten. Lenkgetriebe ist bestellt. Die Klimaanlage fehlt noch immer, weil sie der Vorbesitzer angeblich aus Geiz am Sprit entfernte. Im Allgemeinen fehlen mehr Teile als an der Corvette ursprünglich verbaut waren.

Kann einem das bei einem hochpreisigen Fahrzeug nicht passieren? Nein. Oft sind die Preisvorstellungen reine Phantasiepreise. Der Zinnober kann bei einer Vette mit 20k€ genau so aussehen. Die Dinger werden einfach zu wenig gefahren, standen irgendwo herum und es mangelt an Pflege. Und das tut ihnen gar nicht gut.
BTW: ich hatte Glück im Unglück. auf der Bühne meines Lieblingsmechanikers stellte sich heraus, daß sie inclusive Vergaser und Differential noch im Originalzustand ist. Bis auf die Zweitlackierung und den Block. Den hatte der Vorbesitzer kleinbekommen und durch einen GM Austausch ersetzen müssen. Zu dem Block suche ich zwar noch die technischen Daten, aber er hat sich gut ins optische Bild eingegefügt und wurde zuvor in einem Wertgutachten schon als wertsteigernde Instandsetzung erwähnt (worüber man sich sicher streiten kann, aber hier war es ein Totalschaden am Motor). Noch wichtiger ist: der Austausch hat eine dokumentierte Historie - und sie fährt!
HTH
Edith: Tippfehler.